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LUGS - Events der LUGS - Lugs-Weekend im Oberfringeli (28./29. 6. 1996)

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Samstag, 29. Juni

Zürich-Hauptbahnhof: Als ich um halb-elf aus dem Untergrund in die Bahnhofshalle steige, mache ich mich auf eine lange Viertelstunde Rumstehen am Treffpunkt gefasst. Aber die LUGS-Member lassen mich nicht im Stich: Norbert Kümin ist schon da, mit Butter-Brezel und Kaffee in der Hand. Wir haben um 10.45 Uhr abgemacht, um zusammen mit dem Zug ins Solothurnische zu fahren, wo wir unser Wochenende mit Linux, wenig Schlaf und vielen interessanten Vorträgen füllen werden.

Allmälich erscheinen weitere bekannte Gesichter: Paul (mit den Bahn-Billetten), Albin, Dani, Felix, Philip (Markwalder) und Christoph & Julia mit ihren zwei Kindern. Natürlich geht ein solcher Auflauf von LUGS-Membern nicht ohne Fachsimpeleien ab: ISDN, Java und Notebooks (bei Norbert funktioniert das Advanced Power Management seines neuen Notebooks immer noch nicht: ``Kännsch du dich im Kernel us? Ich han öppis gänderet, aber er kompiliert jetzt nüme!'').

Natürlich haben wir auch ganz handfeste Probleme zu lösen: Paul bringt fünf ganze Billette, obwohl alle ein Halb-Tax-Abo haben: dem Bahn-Beamten am Schalter merkt man sehr gut an, dass er uns die 184.50 Fr. lieber als Gutschein, statt in Bar in die Hand gedrückt hätte. Nun können wir die Billette verteilen. Es geht auf, aber wir warten noch auf David Frey. Schliesslich haben wir dann gemerkt: ein Billett fehlt uns! Die Gruppe sucht sich im Zug einen guten Platz und Philip holt noch ein Billett. Wir haben Glück: Wir finden drei freie Abteile um es uns schön bequem zu machen. Als der Zug dann abfährt, haben wir ein Billett zuviel: David ist leider nicht mehr gekommen.

Im Zug nach Basel wird die Unterhaltung vom Treffpunkt beinahe nahtlos fortgeführt: Linux wo man hinhört, nur ab und zu wird abgeschweift: Wie wird wohl das Wetter? Und Militär (Paul hat gerade seinen letzten WK hinter sich gebracht). In Basel nehmen wir den Zug nach Laufen und dort den Bus: Die Strecke Laufen-Bärschwil eignet sich meiner Meinung nach sehr gut für ein Bergautorennen, der Chauffeur zeigt ebensolche Ambitionen, nur der Bus der PTT scheint mir nicht der richtige Untersatz für solche Abenteuer.

In Bärschwil verlassen einige bleiche Gesichter den Bus und atmen richtig tief durch: Die Landluft tut gut. Nun warten wir auf den versprochenen Gepäcktransport von den autofahrenden LUGS-Membern, welche eigentlich bald kommen sollten. Es dauert allerdings mehr als eine halbe Stunde (Magnum im Denner: 1.80 Fr.), bis nach den vielen SO-Nummern endlich der Konvoi aus ZH und BE ankommt.

Wir verladen das Gepäck und Philip (zu faul zum Laufen) und machen uns auf den steilen Weg zum Berggasthof Oberfringeli, wo wir die nächsten 28 Stunden verbringen werden. Die Sonne meint es gut mit uns und zeigt sich von ihrer besten Seite. Nach ungefähr 38'26'' werden wir beim Gasthof von spielenden Kindern, Tieren und Ralph begrüsst. Nach wenig Administrativa können wir unsere Zimmer beziehen, d.h. wir rollen unsere Schlafsäcke auf den noch freien Liegestellen im Massenschlag aus. Danach gibt es ein wohlschmeckendes und wohlverdientes Mittagessen: Kalte Platte mit selbstgebackenem Brot.

Es ist mittlerweile etwa drei Uhr nachmittags, wir tröpfeln langsam ins Arbeitszimmer im 1. Stock. Uns erwartet dort der Vortrag von Alex Zihlmann (Sun Schweiz) über Java. Bevor der Vortrag beginnt ist sein T-Shirt das Gesprächsthema Nummer eins: Schwarz mit einer dampfenden Kaffee-Tasse und dem Schriftzug ``Java'' drauf. Als alle Interessierten im Zimmer sind, ist es schon richtig voll: Es misst etwa vier auf fünf Meter und wir sind mehr als zwanzig Leute, ein Hellraumprojektor mit 250 Watt Leistung und einige PC's, die laufen. Dementsprechend stickig und heiss wird es auch während des etwa zwei Stunden dauernden Vortrags. Das tut aber dem Interesse keinen Abbruch, hier eine kurze Übersicht über die Themen, die Alex Zihlmann angesprochen hat:

  • Geschichtliches:
    Ab '91 ist mit der Entwicklung von Java bei Sun begonnen worden (damals hiess sie noch Oak).
  • Features & Zielsetzungen:
    Es sollte eine Programmier-Sprache für Consumer-Devices wie Kaffee- und Waschmaschinen oder Toaster entstehen, die möglichst portabel ist. Inzwischen hat sich Oak zu Java und zur Internetsprache gemausert.
  • Implementation:
    Applets fürs WWW, Applikationen, Netscape: Javaskript.
  • Zukunft:
    Security weiter verbessern, Just-in-Time Compiler, damit nicht mehr interpretiert werden muss, Java-Chips (Prozessoren, die den Byte-Code von Java direkt verstehen) und automatisierte Software-Distribution (im Intra- und Internet): ``Pay what you need''.
Dass wir interessierte Zuhörer sind und dass wir die Materie verstehen, zeigt sich dadurch, dass wir gute Fragen stellen und es wenig `Gschnurr' gibt. Nach dem Vortrag überreicht Ralph Alex als Dankeschön zwei Geschenke und ein aktuelles Flugs. Wir bedanken uns mit einem Applaus.

Nach einer Pause mit Glace und frischer Luft fürs Zimmer und unsere Lungen geht's an den zweiten Teil des Nachmittags: Roman Gyger (Computer Associates) referiert über Ingres und den Nachfolger OpenIngres. Auch Roman wird mit Applaus und mit Geschenken verdankt, er erhält auch noch einen Anmeldetalon für die LUGS. Ich hoffe wir können ihn bald als Mitglied bei uns begrüssen. Nun haben wir genug zugehört und erzählt. Es ist Zeit, uns bei einem währschaften Nachtessen zu stärken. Wir werden mit folgenden Gängen verwöhnt:

  1. Bouillon mit Peterli und Croutons,
  2. grüner Salat und
  3. Lamm-Gigot-Spiess mit Gemüse, dazu Kartoffel-Gratin.
Nach diesem Genuss finden wir uns wieder im Zimmer im 1. Stock zusammen, um der Fortsetzung des Vortrages von Roman zu lauschen: Toni Mignone (ein Arbeitskollege von Roman) erzählt uns etwas über 'Jasmine', einem objekt-orientierten Datenbankkonzept:
  • Jasmine wird in Zusammenarbeit mit Fujitsu entwickelt.
  • Programme, strukturierte und unstrukturierte Daten werden als Objekte behandelt und in die Datenbank eingebunden. Vorteil: Man kann sie verknüpfen (z.B. eine CD, die zum Verkauf steht, mit einem Beispiel-Sound von der CD).
  • Jasmine bietet ein graphisches Entwicklungstool, Einbindung von Java und ein WWW-Interface.
  • Am Schluss zeigt Toni eine Demo: Multimediales Shopping am Bildschirm.
  • Jasmine wird das neue Paradepferd von CA sein, vor allem um Oracle die Stirn zu bieten.
Wie es sich nun schon eingebürgert hat, bedanken wir uns auch bei Toni mit Geschenken, einem Anmeldetalon und einem Exemplar des aktuellen Flugs. Obwohl der Abend mit den interessanten Vorträgen bis kurz vor Mitternacht gedauert hat, haben wir immer wieder interessante Fragen gestellt.

Nach der Arbeit das Vergnügen: Eine Gruppe bleibt im Arbeitszimmer und nimmt noch Installations- und Konfigurations-Arbeiten vor (Norbert z.B. probiert Java auf seinem Notebook zum Laufen zu bringen). Eine andere Gruppe steigt ins Restaurant hinunter, wobei sich etwa acht bis neun Leute zusammensetzen, um UNO zu spielen. Kurz nach Mitternacht verlässt uns die Wirtin und übergibt Mauro (er sieht wohl besonders vertrauensvoll aus) ihr Amt: Nach einer kurzen Einweisung schenkt er Bier aus und notiert sich auf einer Liste, wer wieviel und was konsumiert hat. Am Morgen wird dann die Abrechnung erfolgen: Eine tolle Idee von der Wirtin, um unseren gemütlichen Abend nicht zu beenden und trotzdem noch zu christlicher Zeit zu Bett zu kommen. Ich persönlich finde um etwa halb drei Uhr, dass es Zeit sei, in den Schlafsack zu kriechen. Ein Teil der Gruppe bleibt noch weiter da. Bei einem kurzen Besuch im Arbeitszimmer sehe ich, dass da noch Linux auf dem Programm steht.

Um etwa sechs Uhr ist Mauro neben mir ins Bett gekrochen, ob er wohl der letzte gewesen ist, der sich zur Ruhe gelegt hat?

Sonntag, 30. Juni

Als ich mich endlich überwunden habe aufzustehen, bin ich noch der Überzeugung, früh dran zu sein. Im Restaurant sind aber schon einige Familien mit Kindern am Frühstücken. Es gibt Butter und Brot, Eier, Käse und Milch sowie Kaffee. Ich bin aber früh genung, um anhand der Reihenfolge, in welcher der Rest erscheint, abschätzen zu können, wer wie spät (oder früh am Morgen) zu Bett gegangen ist. Mauro ist allerdings nicht der letzte: Tobias steht noch nach ihm auf ;-).

Etwa um halb zehn bricht Ralph auf, um Werner Almesberger abzuholen, er wird für uns heute einen Vortrag halten. Sein Thema ist ATM (Asynchronous Transfer Mode) für Linux. In einer Übersicht:

  • Die Netzwerk-Technologie von ATM. Eindrückliches Beispiel: Der Troughput des Netzwerkes steigt beim Wechsel von TCP/IP auf ATM um einen Faktor zwei, mit gleicher Hardware!
  • Die Implementation für Linux: Socket-Devices etc.
  • Er gibt uns auch ungefähre Preisangaben: Eine ATM-Karte kostet 1'000$, ein Switch 20'000$ (der ist nötig um mehr als 2 PC's zu vernetzen). Ralph meint, das sei im Moment noch nichts für die LUGS.
Nach dem Vortrag wird auch Werner Almesberger mit Geschenken und einem Flugs eingedeckt; wir bedanken uns mit einem herzlichen Applaus.

Vor dem Mittagessen bleibt noch etwas Zeit, so können wir auch noch persönlich mit Werner sprechen. Roli z.B. holt sich einen Tip, wie er sein Notebook sicherer machen kann: Eine Zeile im lilo.conf bewegt den LILO zu einer Passwortabfrage, sobald man beim Aufstarten eine Kommandozeilen-Option angibt. Anschliessend setzen wir uns ins Restaurant, um das Mittagessen zu geniessen: Älplermagronen mit Apfelmus und geriebenem Käse. Da bis zur geplanter Abreise nicht mehr so viel Zeit wie erhofft bleibt, machen wir uns bald wieder an die Arbeit.

Arbeit, das heisst: Ralph braucht einen ELF-Rechner mit grossem Monitor, um seine Java-Demo vorzuführen. Leider haben wir diese Kombination nicht zur Verfügung: Jacks Rechner ist zwar frisch installiert, läuft also mit ELF, aber sein X11 ist noch nicht konfiguriert und auf dem Club-Rechner (heute mit dem grossen Monitor von Roli) ist X11 installiert und konfiguriert, aber er läuft noch mit a.out. So muss die Demo auf dem Laptop von Ralph laufen und auf dem Club-Rechner angezeigt werden (Jacks Compi hat keine Netzwerkkarte). Dementsprechend langsam ist sie natürlich (abgesehen davon, dass Java von Natur aus langsamer ist als Native-Code). Ralph zeigt uns einige vorbereitete Applets:

  • Das klassische ``Hello-World'' als stand-alone Applikation und als Applet, das er im Appletviewer und im Netscape vorführt.
  • Eine selbstgezeichnete Nachttischlampe, um zu demonstrieren, dass Java mächtige aber einfache Grafik-Funktionen zur Verfügung stellt.
  • ``Bouncing-Heads'' aus den mitgelieferten Applets, um zu zeigen, wie langsam die Zusammenarbeit über das Netz zwischen seinem Notebook und dem Club-Rechner wirklich ist ;-).
  • Und einige andere schöne Sachen: Z.B.~eine Slide-Show um mehr über Java zu erfahren.
Zusätzlich besteht noch die Möglichkeit gute Bücher über Java zu kaufen, die Roli extra bei Freihofer geholt hat (in Kommission). Der anschliessend geplante Java-Workshop degeneriert für die meisten von uns allerdings zum Zusammenrollen des Schlafsackes, da wir schon bald abreisen müssen.

Beim Rückmarsch ergeben sich interessante Gespräche mit Werner Almesberger, nicht nur über LILO, sondern vor allem über AX.25: Es ist in erster Linie Paul, der mit ihm spricht. An der Bushaltestelle in Bärschwil klappt es diesmal besser mit dem Gepäck, als bei der Hinreise: Tobias ist vor dem Bus da. Allerdings fährt dieser Bus ohne uns ab, da wir der festen Überzeugung sind, er fahre in die falschen Richtung und dass der richtige bald kommen werde. Wir merken erst etwa eine Viertelstunde später, dass dies unser Bus gewesen ist: Auf dem Fahrplan ist klar ersichtlich, dass der Bus in Bärschwil nur in einer Richtung vorbeikommt (eine Art Rundkurs Laufen-Bärschwil-Laufen).

Eine halbe Stunde später steigen wir dann in den richtigen Bus und fahren nach Laufen (wieder mit dem gleichen Chauffeur und ähnlicher Strecke wie bei der Hinfahrt). In Laufen haben wir nochmals etwa 40 Minuten Aufenthalt, bis der Zug Richtung Basel fährt (1 Stunde später als geplant). Werner Almesberger erwischt allerdings seinen Zug Richtung Lausanne gerade noch, die Verabschiedung fällt deshalb ziemlich knapp aus. Wir setzen uns in ein nahes Restaurant und diskutieren über den bevorstehenden EM-Final zwischen Deutschland und Tschechien.

Während der Zugfahrt von Laufen nach Basel und von Basel nach Zürich versucht Norbert weiter, seinem Notebook Java zu entlocken. Wir alle glauben allerdings, dass er es kaum noch schaffen wird, denn die Akku-Anzeige seines Notebooks ist auf 0% gefallen. Während der diversen Versuche im Oberfringeli hat er von Ralph (bei ihm läuft es ja) alle Libraries kopiert, die bei ihm selbst noch nicht vorhanden gewesen sind. Im Zug schliesslich entschliesst er sich noch einen letzten Versuch zu wagen: Er liesst das Manual durch und da bewahrheitet sich die Warnung RTFM (read the fucking manual) wieder einmal, denn in ebendiesem Manual steht, dass man in einem Konfigurations-File den Pfad auf die Libraries richtig setzten muss. Norbert setzt ihn auf /lib und probiert nochmal, Fehlschlag. Ein weiterer Versuch: strace ergibt, dass Java die X-Libraries nicht findet. Norbert setzt den Pfad auf /usr/X11R6/lib und dann beginnt sein Notebook das Ram auf die Harddisk zu dumpen. Ein untrügliches Zeichen dafür, dass er zuerst wieder ans Netz will, bevor er wieder einen Wank tut.

In Zürich verabschieden wir uns, und die zugfahrenden LUGS-Member verstreuen sich wieder in verschiedene Richtung, bis dass sie ein Donnerstag an die ETH ruft. Ich persönlich muss ziemlich spurten, um meinen Zug zu erreichen, aber auch dieser Teil des Wochenendes nimmt einen glücklichen Ausgang.

Vielen Dank an Alex Zihlmann, Roman Gyger, Toni Mignoni und Werner Almesberger für die engagierten und kompetenten Vorträge, an Ralph und Paul für die Organisation des Wochenendes und an die übrigen Teilnehmer für das schöne Wochenende im Solothurner Jura.


Text written by Philipp Frauenfelder <pfrauenf@niederglatt.lugs.ch>
HTML-convert and picture scanning by Norbert Kümin <norbert.kuemin@lugs.ch>

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